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Roger DeCoster: Strukturiell muss sich Vieles ändern!

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Roger DeCoster war beim diesjährigen MotoCross of Nations einmal mehr der Teamchef für die USA. Für die Grande Nation des MX gab es am Ende im Sand von Assen den sechsten Platz – trotz eines Sturzes auf Runde eins und einer daraus folgenden Handverletzung. DeCoster sprach nach dem Nations exklusiv mit MX Vice.

MX Vice: Wieder Mal ein Ergebnis, welches Team USA weder wollte – noch verdient hatte. Letztes Jahr in Red Bud waren wir alle noch verwundert, dieses Mal können wir nur von “Pech” sprechen, oder?

Roger DeCoster: Irgendwie so, genau. Ich bin für viele Dinge dankbar und auch glücklich. Die Fahrer sind früh her gekommen, haben hart gearbeitet und ware hochmotiviert. Wir haben sehr viel Hilfe von den Europäern bekommen, besonders vom IceOne Team und auch das Yamaha-Team ht Cooper sehr viel geholfen. Es ist einfach Pech, dass der Sturz nach nur wenigen Runden im ersten Rennen Cooper und Anderson zusammen raus geworfen hat und sich Cooper seine Hand noch ziemlich schlimm verletzt hat dabei.

Er wollte das zweite Rennen unbedingt fahren, nachdem er das erste ohne Kupplung und mit schwer verletzter Hand zu Ende gefahren war. Es scheint aber langsam Tradition für uns zu werden, dass wir schlecht abschneiden, aber ich glaube auch, dass wir in Puncto Herangehensweise und Einstellung mit dem Team eine große Änderung durchlebt haben. Wir werden nicht aufgeben. Ich glaube, wir hätten heute das Podest, wenigstens Platz drei, verdient gehabt. Das war realistisch. Haben wir nicht geschafft, aber nächstes Jahr!

Hat Cooper überhaupt an einem Punkt zwischen Lauf eins und zwei nicht zu starten? 

Nein. Ich habe gesehen, wie schlimm alles angeschwollen war und der Arzt hat gesagt, dass vielleicht ein paar Finger gebrochen seien. Daher habe ich ihm gesagt, dass es okay ist, nicht zu fahren. Da wussten wir aber alle schon, dass Sieg und Podest mit aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr drin waren. Ich wollte seine Hand nicht weiter gefährden, nicht für ein Ergebnis, welches sowieso nicht sehr gut hätte werden können. Das Röntgen hat gezeigt, dass die Finger nicht gebrochen sind, aber schwer angeschlagen. Er wollte fahren, nicht aufhören. Seine Einstellung und sein Einsatz imponieren mir.

Wenn man all das Pech jetzt sieht, macht das die Leistungen von 2005 bis 2011 doch noch stärker, oder? Damals hatten alle anderen Teams Pech und ihr habt die Clashes auf den ersten Runden immer überstanden – in die ihr heute immer wieder geratet.  

Ja. Da wir das Nations so spät machen, beschreien wir ja solches Wetter herbei. Ich denke, dass wir darüber nachdenken sollten. Wenn wir das Nations so spät im Jahr machen, dann müssen wir in Länder im Süden gehen, wo schlechtes Wetter nicht so an der Tagesordnung ist.

Was denkst du über das Event auf dem TT Circuit Assen und die Anlage? Wie groß ist der Unterschied zu RedBud, Matterley oder Ernee?

Ich bin kein Fan von künstlichen Strecken. Es ist für die Infrastruktur, das Fahrerlager und von der Anlage her der Hammer, unglaublich. Das ist toll für MotoCross, aber ich bevorzuge natürliche Höhenunterschiede und Kurse. Selbst Sandstrecken sind okay für mich, aber ich würde richtige Outdoor-Kurse bevorzugen. Das ist meine Meinung. 

Haben sich die Tests von Osborne und Cooper vor diesem Rennen ausgezahlt oder haben sie nach den Trainings und Qualifying-Rennen die Bikes noch mal komplett über den Haufen geworfen?

Nein, das hat geholfen und ich bin überzeugt davon, dass sie in der Zeit im Sand viel gelernt haben. Aber die Bedingungen zum Rennen waren mit dem ganzen Wasser gänzlich andere. Ich sehe das nicht negativ, dass wir früh hier waren, das war absolut gut! Beim dem Wetter hat das dann aber nicht sehr viel gebracht. 

Nächstes Jahr geht es nach Ernee. Alle fürchten jetzt, dass Team USA dann nicht dabei sein wird. Aber Team USA wird dabei sein, oder?

Ich will ganz klar dabei sein, aber es ist die große Frage, wer mit uns kommt und ob und wie viele Tickets etc. wir bekommen. Die Organisatoren machen sich über uns lustig, wenn wir kommen und 60 Tickets oder so brauchen. Wenn man das bedenkt – und wie viel Geld wir sonst noch rein stecken – bleibt vom Preisgeld nichts übrig. Für die Werke und die AMA kostet das Event fast 300.000 US-Dollar. Und dann hast du als Teammanager noch nicht mal einen Bereich, wo du das Rennen richtig sehen kannst.

Du musst dich durch die Fans kämpfen, du brauchst diese ganzen Pässe und selbst mit einem All-Access-Pass bleibst du irgendwo stecken und musst mit den Fans “kämpfen”, um die Strecke zu sehen. Du musst mit 100.000 anderen Menschen Kilometer weit weg parken. Da verdienen wir Verbesserung – aber alle, nicht nur das Team USA. Die Teilnehmer und die Leute, die hier arbeiten, die verdienen eine bessere Behandlung – das ist ganz klar mein Gefühl.

Im Vergleich zu 2011, als die USA das letzte Mal gewonnen hat: Wie viel schwerer ist es heute, ein Team zusammen zu stellen und hier her zu kommen? Schwerer als erwartet?

Nein, ich wusste ja, wie schwer das wird. Als ich das amerikanische Team übernommen habe, habe ich das gemacht, weil die USA in jenem Jahr nicht fahren wollten. Dann hatten Dave Arnold und ich – wir haben damals ein Honda-Team eingesetzt – in letzter Minute auf einmal fünf Fahrer für die Mannschaft. Ich habe dann entschieden, dass wir mit unserem Team nach Europa gehen. MotoCross Action hat sich dann eingeschaltet und hinter uns gestanden. Auch Bel-Ray Oil sprang ein. So hat das für mich angefangen, weil ich geglaubt habe, dass es für ein Land wie Amerika falsch ist, nicht dabei zu sein.

Interview: Lewis Phillips | Fotos: ConwayMX | Übersetzung: Toni Börner

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MX Vice Editor || 25